Eine Gesellschaft, in der wir selbstbewusst und verantwortungsvoll unser Leben in die Hände nehmen. Das wär doch was.
Die Begeisterung für die Möglichkeit uns in gesteuerte und überwachte Prozesse zu zwingen soll uns den Blick darauf verstellen.
Die nächste große Sause der Banken und der Industrie verheißt nämlich gigantische Gewinne bei minimalen Grenzkosten.
Wir sollten uns ein Beispiel an den Termiten nehmen und professionelle Manager unserer Leben werden. Wir sollten die komplexen Herausforderungen der Zukunft annehmen. Dabei wird kein Stein auf dem anderen bleiben.
Die Welle rollt
Die Digitalisierung hat uns scheinbar wie eine Flutwelle getroffen. Alle Bereiche des Lebens werden unaufhaltsam durchdrungen. Schätzungen zufolge wird der Datenverkehr von 2015 bis 2020 um das Dreifache zunehmen und die globale Internet-Community auf 4,1 Milliarden Nutzer anwachsen. 2016 wurde soviel digitale Information produziert wie in den Jahrzehnten davor. Ganze Industrie- und Wirtschaftsbereiche werden rasant verändert oder verschwinden einfach.
Diese Transformation zeigt sich am eindrucksvollsten in der Liste der wertvollsten Unternehmen der Welt. Während vor zehn Jahren noch konventionelle, hardwarebasierte Unternehmen der Erdöl-, Computer- und Baubranche oder der Unterhaltungselektronik die Liste anführten, sind es heute fast ausschließlich Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen die ganz vorne sind.
Manche Prognosen gehen von einem vollständigen Verschwinden materieller Produkte und einer vollständigen Umstellung auf softwarebasierte Dienstleistungen aus. Ich bin hier skeptisch, andere sind es auch.
Die deutsche Welt hat letztlich zurecht an den Einzug des Computers in die Büros der 70er und die damit verbunden gewesenen überzogenen und bis heute nicht erfüllten Erwartungen hingewiesen (Im Artikel: Irrtum 7, das papierlose Büro)
Ob mit der Digitalisierung also auch eine vollständige „Dematerialisierung“ einhergeht, ist also fraglich.
Möglicherweise ist es so, wie die gute alte NZZ es vorhersieht:
Man wird erkennen, dass die digitale Wirtschaft völlig anders funktioniert als die materielle. Letztere ist durch den Wettkampf um begrenzte Ressourcen gekennzeichnet. Die digitale Welt hingegen profitiert vom Teilen nicht-materieller Ressourcen, die vom Prinzip her unbegrenzt sind
Wie kann man sich das vorstellen? Wie können digitale Daten den Menschen nutzen, wo wir doch derzeit eher mitkriegen, dass sie benutzt werden um uns noch besser zu kontrollieren und unsere Jobs zu eliminieren?.
Schauen wir uns zuerst mal an was derzeit passiert. Vielleicht ist ja nur unser Blick etwas vernebelt von den großen, scheinbar unlösbaren Problemen, denen die Digitalisierung unaufhaltsam begegnen muss.
Was passiert zur Zeit?
Digitalisierung ist also zuerst Mal nichts neues. Sie bezeichnet einen Prozess der seit rund 70 Jahren am Laufen ist. Mit der Einführung des Home-Computers, des digitalen TV oder des Internet für die breite Masse wurden aber die Auswirkungen für die Menschen im Alltag greifbarer.
Der IBM Mainfraime, eine Großrechenanlage, wurde bereits 1952 eingeführt. Ihm folgten kleinere Computer und dann die PCs und Homecomputer. Wer erinnert sich nicht an den legendären Commodore C64.
Was medial derzeit mit Digitalisierung beschrieben wird, ist das sehr rasche Verknüpfen vorhandener, digitaler Dienste und Anwendungen von global verfügbaren Services, wie Uber, Facebook, Amazon oder Netflix mit gigantischen Skaleneffekten, die sich aber auch schnell erschöpfen dürften und durch die soziale Probleme wie Verelendung, prekäre Lohnverhältnisse usw. schnell eskalieren werden. Der rasanten Abschöpfung von sehr großen Gewinnen und der Zerstörung kleinteiliger Strukturen wird nämlich nichts folgen außer der Sozialisierung der Aufräumkosten. Die mittlerweile selbst von der Industrie angestoßene Debatte zum bedingungslosen Grundeinkommen zeigt dies ganz deutlich. Der Industrie gehen schlicht und ergreifend die Konsumenten aus.
Diese neuen Dienste der sogenannten “sharing Economy” sind im Grunde nichts anderes als die Anwendung des Skalenprinzips der Wirtschaft, der economy of scales, auf Dienstleistungen und beschleunigen einen rasanten globalen Lohnwettbewerb.
Wem nützt das alles, uns?
Dazu muß man wissen was Economy of Scales (EoS) eigentlich ist und wie sie wirkt. Ein sehr bekanntes Beispiel für EoS ist die Einführung der Fließbandarbeit bei Ford in den 20er Jahren.
Die Economy of Scales nutzt grundsätzlich die Vorteile einer Fließbandproduktion. Das Modell T von Ford (ugs. auch Tin Lizzie, „Blechliesel“) war bis 1972 das meistverkaufte Automobil der Welt. Die Tin Lizzie war das erste Auto, das mittels Fließbandfertigung hergestellt wurde. Nach der Umstellung auf Fließbandfertigung am 14. Januar 1914 wurde der Verkaufspreis mehr als halbiert. Um die Fertigung zu beschleunigen, wurde zwischen 1915 und 1925 außerdem nur mehr in Schwarz produziert, da man so nur eine Lackierstraße brauchte und der schwarze Japan Black Lack am schnellsten trocknete.
In der sogenannten “Sharing Economy” wird dieses Prinzip auf globaler Ebene erneut und extrem angewendet. Digitale Produkte können nämlich im Gegensatz zu materiellen, im Prinzip, beliebig skaliert werden. Wenn beispielsweise Amazon die Rechte an einem Kinofilm kauft, dann kann sie diesen zum Beispiel digitalisieren, also in ein digitales Videofile umwandeln. Dieses File kann sie dann auf einem Server über das world wide web zur Verfügung stellen. Unter der Annahme, dass dieser Server annähernd unendliche Kapazität aufweist, kann mit einem Vorgang die gesamte Weltbevölkerung (die Zugang zu digitalen Medien hat) diesen Film zu jeder beliebigen Zeit ansehen. Die Kosten steigen für Amazon nur mehr mit der erforderlichen Technik um den Film in das world wide web zu bringen. Die Kosten für die Verteilung hin zu den Sehern tragen die Nationalstaaten (Breitbandnetze) und die Nutzer selbst (Internetanschluß).
Dazu ist auch – abgesehen von Marketing und Vertrieb – verhältnismäßig wenig Personal erforderlich. Selbst die Serverlandschaft kann ja im extrem von Amazon von einem Drittanbieter gemietet werden. Amazon betreibt aber diese Infrastruktur selbst und bietet sie auch kommerziell, unter dem Namen Amazon Web Services, Firmenkunden an.
Dieses Geschäftsmodell bringt eine Abkehr von den konventionellen wertschöpfenden Geschäftsmodellen der Vergangenheit, bei denen Filme produziert, gedreht und über Kinos und später Videotheken entlang einer langen Wertschöpfungskette entstanden sind und auch für entsprechende Steuereinnahmen gesorgt haben.
Na gut, was spricht aber gegen erhöhte Effizienz, immerhin profitieren wir alle von der industriellen Produktion und Amazon Prime schauen wir doch auch alle gerne.
Wo müssen wir zuerst ansetzen?
Im Amazon-Modell, so wie bei fast allen “Sharing Economy Modellen” wird aber nur mehr der Mehrwert der bestehenden Produkte durch digitale Verbreitung abgeschöpft. Steuern werden dabei kaum gezahlt. Amazons Firmensitz ist, so wie jener von Apple, nicht in Amerika sondern in Irland und Luxemburg.
Mit dem „Double Irish With a Dutch Sandwich“-Prinzip (siehe Bild unten) vermied Amazon weitgehend inländische Ertragsteuerzahlungen und leitete seine deutschen Unternehmensgewinne ins Niedrigsteuerland Luxemburg um. Hierzu gründete der Konzern 2003 und 2004 die Amazon Services Europe SARL, die Amazon Europe Holding Technologies SCS und die Amazon EU SARL mit aktuellem Sitz in Luxemburg. Über die Zeit gelang es Amazon, dort über zwei Milliarden US-Dollar steuerfrei anzusparen. Der Vorsteuergewinn in Deutschland betrug 2012 laut Presseberichten lediglich 10,2 Millionen Euro und die Steuern 3,2 Millionen Euro. Die in Luxemburg angesiedelte Amazon Europe Holding Technologies wies dagegen 2012 einen Gewinn von 118 Millionen Euro aus, entrichtete aber wegen der Luxemburger Steuergesetze dort keine Steuern.
Der globale Charakter der Services gibt Unternehmen wie Amazon zusätzlich noch extreme Verhandlungsmacht gegenüber den Arbeitnehmern und ser Politik, weil die Services in jedem beliebigen Land mit entsprechender digitaler Infrastruktur angeboten werden können. Kommt es zu Lohnforderungen die nicht entsprechen, dann können die Angebote in sekundenschnelle aus einem anderen Land, einem anderen Serverzentrum angeboten werden.
Das bedeutet, dass man im Zusammenhang mit digitalen und globalen Services die Arbeitnehmer immer in einen Lohnwettbewerb mit den ärmsten und billigsten Arbeitskräften die verfügbar sind schickt. Aus dieser Abwärts-Spirale gibt es derzeit kein Entkommen.
Dieses Prinzip der digitalen Services wird daher konsequent auf alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche ausgedehnt. Diese sind z.B.:
- Industrie 4.0 bzw. Fabrik 4.0 und 3-D Druck
- Mobility as a service oder Mobilität 4.0
- Ambiant Assistant living, smart city und smart home mit E-Health und Telemedizin
- Fin-Tech Services mit blockchain und virtuellen Währungen
- E-Gouvernement
Die Problemlage wird dabei durch die Industrie in etwa so definiert wie dies ETH Zürich Professor Dirk Helbig in der NZZ formuliert hat:
“Die Weltprobleme seien eine Konsequenz des unvernünftigen Verhaltens egoistischer Bürger, wird hier und da immer wieder behauptet. Sie würden mit ihrer Konsumorientierung die Umwelt zerstören. Daher müsse man ihr Verhalten steuern. Neben der Beeinflussung durch personalisierte Informationen («Big Nudging») könne man auch personalisierte Preise (…) zur Verhaltenssteuerung einsetzen.”
Wir können heute noch nicht wissen, in welchem Ausmaß und wie genau Digitalisierung unser Leben, Erleben und unsere Welt und Arbeitswelt tatsächlich kontrollieren, verändern oder zerstören kann. Wir müssen aber achtsam sein.
Es droht nämlich die digitale Machtergreifung durch eine kleine Elite, gerechtfertigt durch die Weltprobleme, die man selber mit verursacht hat. Was durch Kombination von Big Data und Künstlicher Intelligenz, durch Smartphones, das Internet der Dinge und Quantencomputer technisch möglich geworden ist – da sind sich die Technologie-Experten einig – übersteigt George Orwells «1984» und Aldous Huxleys «Schöne Neue Welt» bei weitem, wie NZZ zu recht am Beispiel des Citizen Score feststellt.
Amazon weiß schon vorher, was der Besucher einer Website als Nächstes kaufen will. Der chinesische Sicherheitsapparat will in ähnlicher Weise aus den Datenspuren der Bewohner ableiten, wie sie sich künftig verhalten. Ob sie beispielsweise das Potenzial für politische Unruhestiftung haben. Oder ob sie treu den Machtanspruch der Partei akzeptieren.
As Extra Credits explains on YouTube: „If you post pictures of Tiananmen Square or share a link about the recent stock market collapse, your Sesame Credit goes down, wie Samuel Osborne vom Independent schonungslos offenlegt.
Diese Sichtweise verdreht die Realität, bei der eben genau sehr wenige Players exorbitante Gewinne auf Kosten der Umwelt und der Gesellschaft verzeichnen. Es geht nicht um den globalen Mittelstand, die Klein- und Mittelbetriebe oder die Ein-Personen-Unternehmen, die weite Teile der Steuerlast tragen und die Rechnung für wenige große Konzerne bezahlen. Es geht um eine Korrektur einer Entwicklung die uns alle in den Abgrund von totalitärer Überwachung, Unfreiheit, Umweltzerstörung und sozialem Elend reißen kann, wenn wir nicht gegensteuern.
Als Gesellschaft müssen wir daher eine Vorstellung zu haben, wie wir leben sollen und wollen. Erst danach sollten wir uns die relevanten Fragen stellen, wie dies zu bewerkstelligen und zu finanzieren wäre.
Worauf müssen wir uns also einstellen?
Transformationen und Krisen sind nichts ungewöhnliches, wie Karl Polanyi bereits 1944 in „The Great Transformation“ dargelegt hat.
Die Industrielle Revolution hat Millionen in die Verelendung und Unfreiheit gebracht, bevor Arbeitslosen-, Kranken- und Sozialversicherung als Korrektive zum Nutzen der Menschen eingeführt wurden. Heute haben wir in Europa und teilweise auch in Nordamerika Mindestlöhne, Pensionsansprüche und einen sehr hoch stehenden Arbeitnehmerschutz. Diese Errungenschaften sind leider nicht selbstverständlich und brauchen in einer globalisierten Welt starke Fürsprecher wie zum Beispiel die Initiativen-Organisation Campact oder die großen Non-Profit Organisationen.
Aus meiner Sicht muss unser erstes Ziel sein, jenen Lebensstandard den wir in den (westlichen) Industrieländern und den Ölstaaten erreicht haben in Ansätzen für alle Menschen auf der Welt zu ermöglichen, auch wenn das bedeutet, dass wir vielleicht einen kleinen Teil unseres materiellen Wohlstands aufgeben müssen. Vielleicht ist dieser kleine Teil aber auch gar nicht wichtig, wenn es um ein “gutes Leben” geht. Wichtig ist, dass Wohlstand mit Geld nur zum Teil tun hat.
75.000 Dollar. Bis zu diesem Jahreseinkommen steigt den Umfragen zufolge das Glücksempfinden (siehe oben). Über diese Grenze hinaus lässt sich das Glück hingegen offenbar nicht weiter steigern.
Es braucht also eine neue, soziale Agenda, eine Vision, wie die extrem starken Veränderungskräfte der Digitalisierung zum Wohle aller wirken können.
Es geht bei der Digitalisierung also sehr wohl um eine Economy of Scales, die Skalierung zielt aber nicht auf ein noch stärkere Konzentration der Gewinne und der Vermögen ab, sondern genau im Gegenteil auf eine breitere Verteilung von Leistungen wie Bildung, Geld und Gütern, die vielleicht auch gerechter ist. Diese Erkenntnis ist meiner Meinung nach der erste und wichtigste Schritt den wir tun können. Erkennen, dass wir handeln können und müssen und dass wir nicht Opfer eines unabwendbaren Schicksals sind.
Damit haben wir den Schlüssel zu vielen anstehenden Problemlösungen in der Hand.
Wie ist die Ausgangsbasis?
Wenn 1 Prozent der Bürger 99 Prozent der Welt, oder 8 Milliardäre so viel wie 50% der Menschheit besitzen, dann kann das auf die Dauer nicht gut gehen (FAZ).
Die Digitalisierung so wie sie derzeit propagiert wird unterstützt aber diese Entwicklung und beschleunigt sie derzeit auch noch.
Was können wir tun?
Die UNO hat in ihren Millenniums-Entwicklungszielen als oberstes Ziel die globale Zukunftssicherung bezeichnet, für die vier programmatische Handlungsfelder festgelegt wurden, von denen Entwicklung und Armutsbekämpfung das prominenteste ist.
Dabei sind – zumindest statistisch – schon erstaunliche Fortschritte erzielt worden. Wer sich dafür interessiert, dem seien die Vorträge des schwedischen Gesundheitsprofessors Hans Roslings empfohlen, insbesondere “New insights on poverty “.
Kritiker wie Thomas Pogge, Direktor des Global Justice Program der Yale University, kritisierten allerdings, dass viele Milleniumsziele nur erreicht werden konnten, weil die Ziele selbst oder deren Definition „geschönt“ wurden.“
Sehen wir uns aber zunächst das erste Ziel an: “Bis 2030 soll die extreme und manifeste Armut eliminiert werden.”
Derzeit leben beispielsweise mehr als 800 Mio. Menschen in extremer Armut, davon rund 80% in Subsahara-Afrika. Extrem meint ein Einkommen von weniger als 1,25 USD pro Monat, wenngleich angemerkt werden muss,dass die Erklärungskraft dieser Zahl beschränkt ist. In Afrika ist etwa der Grad an Selbstversorgung mit Lebensmitteln sehr hoch, teilweise liegt er bei 100%. Die Lebenserhaltungskosten sind also gänzlich anders aufgebaut als in industriellen Staaten..
Diese Einkommen auf 10 USD anzuheben bedeutet, dass die Einkommen dieser Menschen jährlich um rund 84 Mrd. USD wachsen müsste.
EU-Steuerkommissar Algirdas Semeta beziffert alleine den Steuerausfall durch „Transaktionen missbräuchlicher Steuergestaltung“ nur in der EU auf jährlich 1000 Milliarden Euro. Soviel zu den Größenordnungen.
Umso mehr stellt sich die Frage, wie wir leben wollen und was das an politischen Entscheidungs- und Veränderungsbedarf bedeutet.
Die Bedeutung von innovativen Systemen mit denen Steuern korrekt eingehoben, Mindestlöhne garantiert und Sozialtransfers punktgenau wirken können wird hier schnell klar. Eine einseitige finanzielle Sicht ist aber nicht angebracht und würde das Problem der derzeitigen Wirtschaftsformen nur noch verstärken.
Lösungen für eine neue Gesellschaft, Digitalisierung 2.0
Im Rahmen des von Deutschland im Jahr 2013 maßgeblich angestoßenen gemeinsamen Projekts der G20-Staatengruppe gegen aggressive Steuergestaltungen multinationaler Unternehmen („BEPS“) wurden 15 Maßnahmen beschlossen, deren konsequente Umsetzung nun von der OECD überwacht wird.
Als Killer-Applikation am Weg zur Steuergerechtigkeit und einer transparenten Regelung von Besitzverhältnissen (z.B. Land und Boden) generell wird vielfach Blockchain angesehen. Anderes gesagt, Blockchain ist im Grunde ein dezentrales Protokoll für Transaktionen zwischen Parteien, das jede Veränderung transparent erfasst“ , wie Maik Klotz in seinem Blog humorvoll erklärt.
Dezentral bedeutet, so Klotz weiter, dass das Protokoll, eine riesige Datenbank, nicht auf einem Server oder bei einem Unternehmen liegt sondern über viele Computer verteilt ist. Es gibt niemanden, dem dieses Journal gehört. Keine Behörde, Unternehmen oder Person hat Macht über dieses Journal. Jeder Teilnehmer hat die gleichen Zugriffsrechte und Möglichkeiten. Die Blockchain ist ein neutrales System der Informationsverarbeitung, welches niemandem gehört, nicht zu manipulieren oder zu hacken ist. Der Schutz vor Manipulation ist nur dann in Gefahr, wenn ein Angreifer mehr als 50 Prozent des gesamten Netzes innehat. In einem dezentralen System, wie es Blockchain ist, gibt es keinen zentralen Verwalter mehr der sagt, was richtig und was falsch ist. Wahr ist einfach das, was die Mehrheit sagt.
Die Blockchain-Technologie wird einen Teil der staatlichen Funktionen und der heutigen Banken überflüssig machen, wie wir der NZZ entnehmen können. Die Zeitschrift «Economist» erwähnte das Grundbuch. Vor allem dort, wo es bisher kein funktionierendes Grundbuch gab, nämlich in sämtlichen Entwicklungs- und in vielen Schwellenländern, wäre das eine große Chance. Schwächere Mitglieder der Weltgesellschaft könnten endlich auch gesichert Eigentum erwerben und so kreditwürdige Wirtschaftssubjekte werden. Ein Wachstumsschub wäre programmiert, vorausgesetzt, die Einführung der Grundbuch-Blockchain ginge einher mit einer die neuen Eigentumsverhältnisse begründenden Landreform. Projekte zu letzterem gibt es derzeit in Georgien (Grundbuch), Ghana und Schweden (Transaktionen). Einen guten Überblick zu Anwendungen von sogenannten Smart Contracts, also der Nutzung von Blockchain zur Herstellung vollständiger Rechtssicherheit und automatisierter Zahlungsflüsse, beispielsweise bei Urheberrechten, gibt Deloitte.
Es ist also Bewegung drin. Wir müssen zuerst mal den verkappten Weltherrschern mitteilen, dass wir das so nicht wollen. Hier habe ich noch Zweifel ob das auch alle so sehen. Jedenfalls braucht es gehörige Anstrengungen um die angestrengte Weltherrschaft einiger weniger Konzerne zu stoppen.
Die Belohnung die uns winkt ist aber unvorstellbar groß.
Das Ende der weltweiten Armut, ein Überblick was wir tun müssen um unsere Umwelt in einem guten Zustand zu erhalten und das Zurechtstutzen der parasitären Industrien wie der großen Banken, der großen Anwaltskanzleien und allen Bereichen die daran verdienen, dass uns der Überblick fehlt. Dazu gehören z.B. auch Money Transfer Systeme wie Western Union, die heute beachtenswerte Teile der Überweisungen von Expatriat Arbeitern kassieren.
Wie wir uns organisieren, wie wir arbeiten, leben und wie wir in Zukunft kommunizieren müssen?
Um kreativer zu sein, werden wir mehr ökonomische und politische Freiheiten benötigen als heute. Dank eines neuen Finanzsystems werden sich umwelt- und sozialverträgliches Verhalten lohnen. Eine Sharing Economy und Kreislaufwirtschaft werden es ermöglichen, mehr Menschen eine hohe Lebensqualität mit weniger Ressourcen zu bieten. Es werden sich neue Energiesysteme auf der Basis dezentraler Energieproduktion durchsetzen, wie die Dirk Helbing in der NZZ resumiert.
Was er anspricht zielt auf die immense Bedeutung offener Daten (Open Government Data und Open Data) und transparenter Datenflüsse ab.
Erst wenn wir wirklich Bescheid wissen über die Auswirkungen unseres Wirtschaftssystems, wenn wir einfach recherchieren können ob Hersteller von Konsumgütern Umwelt und Sozialgefüge zerstören, können wir der informierte Konsument sein, von dem die Industrie heute behauptet, dass wir es schon sind.
Das wird übrigens auch die heutige Art Werbung, PR- oder Marketing zu betreiben vollständig obsolet machen.
Am wichtigsten erscheint mir zum Schluss, dass wir eine andere Art der Zusammenarbeit brauchen.
Wir sind heute gewohnt unsere Anstrengungen durch Wettbewerb zu erhöhen, bessere Ergebnisse zu erzielen. Die desillusionierenden Ergebnisse der Deregulierung und Liberalisierung im Transportbereich zeigen uns, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.
Vielfach wird verstärkt auf Kooperation gesetzt und diese ist – vor allem in sozialen Gefügen – auch ganz wichtig.
Unsere Anstrengungen müssen aber effizienteren und fehlertoleranten Wegen gelten, die nicht in strikte Hierarchien münden.
Haben Sie sich auch schon mal gefragt, ob Termiten eine Baubehörde haben? Ob Sie eine Struktur an Meistern, Ingenieuren, Ober- und Untermaurern ausbilden und nach Tarif bezahlen? Nein. Ich schon.
Termiten bauen Häuser für Millionen Mitglieder ohne Hierarchien. Wissenschaftler der Harvard University haben Bauroboter entwickelt, die mit wenigen Prinzipien und Regeln ausgestattet einfache Bauwerke nach diesem Prinzip errichten können. Zu diesen Prinzipien zählt beispielsweise, dass man sich nicht selbst einmauert.
Stigmergie ist ein Mechanismus indirekter Koordination zwischen Beteiligten oder Aktivitäten. Das Prinzip basiert darauf, dass eine in einer Umgebung gelegte Spur die Ausführung der nächsten Aktivität anregt — durch die gleiche oder eine andere Beteiligte. Auf diese Weise tendieren die jeweils nachfolgenden Aktivitäten dazu, sich zu verstärken und aufeinander aufzubauen, was zu einer spontanen Emergenz kohärenter und offensichtlich systematischer Aktivitäten führt. Stigmergie ist eine Form der Selbstorganisation. Sie erzeugt komplexe, offensichtlich intelligente Strukturen ohne jeglichen Bedarf nach Planung, Kontrolle oder auch direkter Kommunikation zwischen den Beteiligten. — Wikipedia (en)