Digitalisierung von Zusammenarbeit und Kommunikation

Stellen Sie sich mal vor, Ihr Chef schreibt Ihnen ein Mail zur Lage der Firma. Digitalisierung und so. Was würde da drinnen stehen? Vermutlich nicht das:

Data will become the biggest production material in the future, it will become a public resource like water, electricity and oil. With computing capabilities and data, mankind will go through changes that flip heaven and earth.

Gut, Ihr Chef ist auch nicht Jack Ma, der Gründer von AliBaba, der größten onlineHandelsplattform der Welt. 400 Millionen Menschen kaufen jährlich bei den Ali Rens, den Menschen von AliBaba, vollautomatische, sekundenschnelle Prüfung der Kreditwürdigkeit inklusive. Auch wenn Sie kein Konto haben. Noch mehr Erstaunliches gefällig?

Next come our employees, because in today’s knowledge economy, employees are most important in having satisfied customers. Without talented, happy, diligent and passionately committed employees, our commitment to serving customers will be empty. A company that does not have satisfied employees will not have satisfied customers, and without satisfied customers, we could not possibly have satisfied shareholders.

Das Mail birgt noch mehr Schätze wie „shared comittment“, „Verantwortung für nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft“ und die „Bedeutung der Verwurzelung in einer Kultur für den Unternehmenserfolg“.

Ma scheint es ernst zu meinen, immerhin ist er UN-Sustainable Development Goal Advocat.

Wirklich erstaunlich ist, Technologie und Digitalisierung kommen nur am Rande vor. Als Mittel derer man sich bedient. Mas eigener Werdegang könnte dies erklären.

Ma, who cannot write in code and professes not to understand technology, is now arguably China’s richest man, worth around $20 billion.

Kooperation für das wirtschaftliche Überleben?

Ich möchte nicht mißverstanden werden oder gar naiv wirken. Diskretion und das Achten von Betriebsgeheimnissen wird immer von Bedeutung sein. Es scheint aber so zu sein, dass die anstehenden Herausforderungen samt ihrer ökologischen und sozialen Wirkungen für Unternehmen so groß sind, dass sie nur durch starkes Management und Innovation nicht zu lösen sind.
Es braucht das gesamte zur Verfügung stehende Wissen, also mehr als nur Informationen.

Das heißt, dass Mitarbeiter, Kunden und Konkurrenten in ein intelligent designetes Wissens-Netzwerk eingewoben werden müssen, wo sie auch kooperieren können.

Dazu braucht es zwei Dinge:

  1. Die besten Tools (Digitalisierung 2.0)
  2. Eine neue Unternehmenskultur die den Prinzipien der aufkommenden dezentralen Gesellschaft – vernetzt – geteilt – dezentral -entspricht.

Harald Schirmer, Change Management Vordenker der Continental AG, hat mir in einem youtube Video zu „Zusammenarbeit 2.0“ (Folien gibt’s hier) gezeigt, wie man Digitalisierung im Sinne der Kommunikation daher  sehen muss.

  1. Digitalisierung 1.0  hat unser altes analoges System 1:1 übersetzt und kaum Mehrwert geliefert.

Der alte Bene-Ordner wurde durch den Explorer abgelöst. Das Email mit Carbon Copy folgte auf den Brief mit Durchschlag.

  1. Bei der Digitalisierung  2.0 geht es nun um die Ablöse der bisher analogen Kommunikationsstrukturen um eine Kultur echter offener und durchgängiger kooperativer Netzwerke  zu ermöglichen.

Der Zweck ist profan. Die Anwendung des Effizienzprinzips auf die Art und Weise wie Wissen entsteht. Durch bewertete Daten (Informationen) die in persönlichen oder organisatorischen Kontexten zu Wissen werden.

Dazu brauchen wir Techologie, Digitalisierung und alles was gut und teuer ist. Bis hin zur künstlichen Intelligenz. Wir brauchen jedenfalls keinen Kühlschrank der eigenständig Bier bestellt. Das ist beleidigend und nicht innovativ.

Public Fit für das digitale Zeitalter! Digitale Zusammenarbeit 09.09.2016 5Harald Schirmer, © Continental AG Analog: › Pap...Digitalisierung 2.0 und Kommunikation im Netzwerk

Email ist, so wie Telefon und face to face Kommunikation in großen Organisationen, im großen Maßstab nicht zukunftsfähig.

Was aber dann?  Es geht darum Kommunikation und Lernen sowie Entscheidungsfindung auf komplett neue Beine zu stellen.

Es geht auch darum alle Mitarbeiter eines Unternehmens einzubinden, ihr Wissen zu nutzen. Das ist wichtig, weil es schnellere Lösungen, Umsetzungen und fehlertolerantes Arbeiten ermöglicht. Es ist notwendig, weil die Mitarbeiter dadurch den Sinn in ihrer Arbeit stärker spüren können, weil sie ihren Anteil am Erfolg transparent machen.

Es geht nicht in erster Linie um digitale Tools und wie wir mit ihnen umgehen müssen. Es geht nicht um Automatisierung an sich, auch nicht um Überwachung. Lassen wir uns den Blick nicht verstellen.

Es geht um eine radikale Neuorganisation des Wirtschaftslebens und um die Art und Weise wie wir darin interagieren und kommunizieren.

Klingt gut, aber was heißt das?

Neuorganisation bedeutet, dass wir auf strikt hierarchische Organisationen verzichten werden. Unternehmen und Organisationen müssen Wissens-Netzwerke werden. Hierarchie ist letztlich eine Rückfallebene in Krisenzeiten.

Kein CEO kann heute annähernd auch nur Teile seines Zuständigkeitsbereichs verstehen oder diesen Bereichen gar direkte, inhaltliche Anweisungen geben.

Es ist daher heute schlicht eine Überlebensfrage, das Wissen aller Mitarbeiter in Echtzeit in Entscheidungen einbinden zu können, egal wer entscheidet. Wem dies nicht gelingt, der fliegt raus. Siehe Nokia, Kodak usw.

Das ist aber nicht genug. Unternehmen müssen künftig auch mit ihren Wettbewerbern und Kunden kooperieren, mit ihnen – auch in Echtzeit – Wissen teilen.

Apple, Google, Tesla und Microsoft, alle erfolgreichen Unternehmen haben sich geöffnet, verzichten teilweise bewusst auf Patente und erzeugen so ein Ökosystem des Wissens, wie es etwa Ali Babas Jack Ma kürzlich in einem Brief an seiner Mitarbeiter formulierte:

We believe that only by creating an open, collaborative and prosperous ecosystem that enables its constituents to fully participate can we truly help our small business and consumer customers.

Welche Schritte müssen wir demnach tun?

Lösungen zeichnen sich außerhalb der Unternehmen schon ab. Unsere Kinder und deren Freunde, unsere Mitarbeiter investieren täglich mehrere Stunden um in Facebook, Instagram, LinkedIn, Twitter, Pinterest, in sozialen Netzwerken, Foren, auf Wikipedia und vielen anderen digitalen Plattformen zu kommunizieren, zu lernen oder ihre letzten Urlaubsfotos zu tauschen. In Echtzeit, weltweit und mit jenen die es betrifft.

Nichts davon fließt in die Unternehmen und ihre Kommunikation. Im Gegenteil. Aus Kosten- oder Sicherheitsgründen werden Services wie Youtube, WhatsApp und Co. schlicht verboten. Fatal.

  1. Schritt, holen wir daher die sozialen Netzwerke ins Unternehmen. Dazu finden wir
  2. in den Social Media Trends 2017 einiges das uns aufhorchen lassen sollte:
    • Social Media-Suchvolumen schließt zu Internet auf
    • Video ist treibende Kraft bei Social Media-Werbung
    • Mitarbeiter werden verstärkt in Social Media eingebunden

Im Bericht liest sich das so: Social Media wird inzwischen intensiv für die Recherche zu Produkten, Kaufabsichten und Informationen genutzt. Für 2017 ist zu erwarten, dass das Suchvolumen in den Sozialen Netzwerken zu dem im Internet aufschließen wird (Social Media Trends 2017)

Enterprise Social Media Networks sind letztlich nichts anderes als das was wir heute schon nutzen. Netzwerke, Wikis, Chats, Foren, eine oder mehrere Clouds (auch Projekt-Management Systeme). Alles gut abgestimmt, mit einer vereinheitlichten Datenhaltung oder sogenannten Current Version Systems (CVS) und der Möglichkeit alles mit jedem zu verlinken.

Einen sehr guten Überblick zu aktuellen Gadgets und App-Lösungen gibt der Beitrag Enterprise-Social-Networks in der Übersicht: Von Stackfield bis Yammer.

Was wird nun aber anders, welche Chancen und Risken birgt das?

Die Chancen sind schnell beschrieben, sie sind überdies aus meiner Sicht zwingend. Nimmt man sie nicht an, wird man disruptiert, so einfach ist das.

Die Chancen bestehen meiner Meinung nach aus dem Dreigestirn Wissen – Vernetzung und Geschwindigkeit und sie führen zu einer besseren Fokussierung von Zeit und Geld auf erfolgversprechende Wege, wie ihn etwa AUDI eingeachlagen hat.

10 Günther, Dückert: Enterprise Social Network bei Audi - Ein Erfahrungsbericht auf der KnowTech 2015 Enterprise 2.0 in de...

Schon mal von agilen Entwicklungen gehört, von ScrumKanban, oder Poka Yoke?

Alles Tools und Prozesse die im Prinzip darauf aufbauen, dass Menschen relevante Informationen teilen und in gewissen Ablaufschemen gemeinsam feststellen können, dass etwas besser oder fertig geworden ist und den angestrebten Zielen entspricht.

Digitalisierung macht nichts anderes als eine gigantische Informationsbasis zur Verfügung zustellen, hocheffiziente Suchalgorithmen (Google und Co) anzubieten oder zu verbessern (machine learning, AI, Big Data) und den Menschen in den Verbesserungsprozessen einen weltweiten Rahmen zu geben in denen sie kommunizieren, lernen und Wissen erwerben können.?

Wie kann man sich das vorstellen?

Nun, die Tools einzuführen, zu vernetzen und so eine weltweit vernetzte Plattform für Mitarbeiter, Kunden und Konkurreten aufzubauen ist schon aus IT-Sicht sehr fordernd, wie Gerald C. Kane in seinem MIT-Sloan Blog darlegt. In seinem 5-teiligen Blog bleiben aus meiner Sicht kaum Fragen offen, wie das Thema Enterprise Social Media gesehen und künftig zu nutzen ist.

When executives talk about social media in business, they typically talk about it in terms of specific platforms. They ask: does our company need to have a presence on Facebook, Twitter, LinkedIn, or Snapchat? Should we adopt Yammer, Jive, Sharepoint, IBM Connects, or the upcoming Facebook at Work as an enterprise collaboration tool?

In der Praxis ist der schwierigste Teil aber die Veränderung der Unternehmenskultur.

Being good at social media is as much about culture as it is about having the right Tools. 

Führungskräfte müssen sich erst die Frage stellen, wer die Plattformen nutzt und erst dann welche zum Unternehmen passt. Die 90/9/1 Regel (Bild unten) zeigt recht gut warum hier kulturell ordentlich gearbeitet werden muss. Nur weil es Netzwerke gibt, werden sie noch nicht im geplanten Sinne genutzt. Aktive Nutzung erfordert eine – vermutlich jahrelange – Kulturarbeit, bei der auch Compliance und Geheimhaltungsfragen sehr sorgfältig geregelt werden müssen.21 Günther, Dückert: Enterprise Social Network bei Audi - Ein Erfahrungsbericht auf der KnowTech 2015 Unterschiedliche Nut...

Der wesentlichste Unterschied liegt aber neben der Echtzeitkomponente in der weitgehenden Öffnung von bisher geschlossenen Informationsflüssen.

Das kann sich auf die Öffnung von Monitoring-Daten für Hersteller von Maschinen genau so beziehen, wie auf weitgehend offene (intern) Projektdaten in der Cloud. Schon mal erlebt, dass der Controlling-Sachbearbeiter einen Blog zu den Vertragsbedingungen der Beschaffung schreibt und dafür 35 likes und 20 Kommentare kriegt? Dass dann der Leiter Beschaffung eine Facebook-Gruppe zum Thema Abnahmeprotokolle in der Autoindustrie einrichtet, in der ein Leiter Beschaffung in der Flugzeugindustrie per Video Chat Rede und Antwort steht? Nein, noch nicht? Vielleicht gibt’s das schon.

Nimmt man diesen Weg auf sich, dann eröffnen sich phantastische Perspektiven. Die Forschung zeigt schon lange auf, dass das Netzwerk der einzelnen Manager extrem einflussreich ist und Bedeutung für die Ergebnisse des Managers hat. Sie hat auch gezeigt, dass der einzelne sein Netzwerk nicht angemessen versteht oder gar dritten kommunizieren kann welchen konkreten Nutzen aus solchen Netzwerken überhaupt gezogen werden kann.

Social Media Netzwerke können erstens diese Netzwerke visualisieren und darstellen um sie besser zu verstehen. Die Kontakte sind überdies Relevanzfilter. Im unergründlichen Meer der Informationen können sie sehr schnell zu relevanten Informationen oder Dokumenten führen. So sind etwa die Video-Favoriten einzelner Facebook-Freunde oder die Tweets von followern oder gefolgten auf Twitter oder LinkedIn möglicherweise effizienzter als jede noch so gut kalibrierte Suchmaschine.

Platforms also provide different ways of interacting with that content, from editing to commenting, to liking or rating. Which content a platforms supports — and how — may affect how people use that platform in organizational Settings.

Wendet nun ein Unternehmen ESM-Tools an um so eine neue Kultur zu fördern, dann entstehen sehr viele Chancen, die rasch erfolgreich sein können.

Durch die Netzwerke der Mitarbeiter kommt es zu wechselseitigem Informationsaustausch, zu einer Relevanzbeurteilung und einer Art Rating, ob man Informationen auch vertrauen kann oder nicht. Da das ESM auch mit den externen Social Media Kanälen und dem Internet verbunden bleibt, kann auch besser gewährleistet werden, dass das Umfeld des Unternehmens, also die Kunden und Wettbewerber, Behörden und Interessensverbände Teil dieser Informationsgewinnung sind.

Die Perspektiven sind also vielversprechen wie schon in der Vergangenheit Studien von Oracle und Microsoft gezeigt haben. Letztere hat auch gezeigt, dass Österreich, Deutschland und die Schweiz hier starken Aufholbedarf haben.

Increased productivity by usage of social tools is most prevalent in China, followed by India, Turkey, Mexico and Russia. These are also the countries where use of these tools is most common.

 

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