Man liest viel über die „neue Zusammenarbeit“ oder New Work. Meines Erachtens nach geht es dabei genau nicht um digitale Tools an sich, sondern zuerst um um Menschen und den Aufbau von vertrauensvollen Beziehungen.
Diese entwickeln sich bekanntlich durch gemeinsame, wiederholte Erfahrungen und eine sorgfältige Festlegung und Zuteilung der Aufgaben (Job Assignement). Eine Absage an permanentes Job-Hopping und die heute noch beliebte „reine Führung“. Ein Auftrag an die Führung, die sich verändernden Unternehmensprozesse sehr genau auf die erforderlichen sozialen Kommunikationsmoglichkeiten anzusehen.
Der erste Schritt erfordert Knochenarbeit
Wie sehen nun die digitalen Arbeitsprozesse im New Work aus?
Alle Arbeitsprozesse im digitalen Umfeld müssen agil, abteilungs- oder sogar firmenübergreifend vernetzt automatisiert und standardisiert ablaufen bzw. ablaufen können oder über Schnittstellen zu solchen Arbeitsprozessen verfügen. Quelle
Damit diese gut unterstützten Abläufe möglich und in Echtzeit gesteuert werden können besteht der erste Schritt in der Digitalisierung dabei daher nicht die planlose Einführung neuer Technologien, sondern im Herstellen einer ordentlichen Datenbasis.
Wir kennen das aus dem konsolidierten Reporting bzw. dem Jahresabschluß z.B im IFRS und US-GAAP Bezug. Die meiste Arbeit entsteht aus dem „Bügeln“ inkonsistenter Daten.
Digitalisierung ist nämlich im ersten Schritt nichts anderes als die Konsolidierung der Unternehmensdaten, damit sie in durchgehenden digitalen Prozessen verwendet und eben bilanziert werden können.
Der zweite Schritt besteht im Aufbau stabiler Feedbackbeziehungen bei den Daten
Damit dieser Schritt nachhaltig ist und zu deutlichen Einsparungseffekten führen kann, muss die regelmäßige Erzeugung der Daten aus zB dem Rechnungswesen oder der technischen Überwachung automatisiert geschehen. Und folgende Grundsätze beachten.
- Die Konsolidierung muss die Datenquellen einbeziehen (Organisationsebene)
- Den vollen Nutzen -auf strategischere Ebene – können wir aber erst erzielen, wenn wir über die gesamte Supply Chain denken und den Datenlebenszyklus auch im Beschaffungswesen einführen
- Im letzten Schritt müssen wir dann informelle Rückkoplungsprozesse zu Umwelt und Gesellschaft aufbauen.
Auf diesem System geschlossener und feedbackbasierter Datenprozesse muß das Management zunächst hinsichtlich Entscheidungsträger- und steuerungsrelevanter Information aufbauen.
Damit erhält die Nachhaltigkeitsbestrebung und das CSR eine völlig neue Dimension, weil sie feedbackbasiert werden und nicht mit statischen Kennzahlen agieren. H&M erfährt gerade wie es etwa auf die Unternehmenssteuerung wirkt, wenn man Restbestände des Warenbestands verbrennt um den ROI zu optimieren anstatt auf die gesellschaftliche Rückkopplung zu setzen, wie hier zu verfahren wäre.
Mit dem dritten Schritt erscheint die MitarbeiterIn
Die Einbindung einer Vielzahl von vernetzt agierenden Mitarbeitern, in entscheidungsvorbereitende Prozesse und in die begleitende Evaluierung von Entscheidungen ist im Unternehmen nun der nächste zwingende Schritt.
Im meinem Blog Digitalisierung von Zusammenarbeit und Kommunikation habe ich vor längerem darauf hingewiesen, dass Führungskräfte sich dabei erst die Frage stellen müssen, wer die dafür nötigen Plattformen nutzen wird und erst dann welche zum Unternehmen passt.
Die 90/9/1 Regel (Bild unten) zeigt recht gut warum hier kulturell ordentlich gearbeitet werden muss. Nur weil es Netzwerke gibt, werden sie noch nicht im geplanten Sinne genutzt. Aktive Nutzung erfordert eine – vermutlich jahrelange – Kulturarbeit, bei der auch Compliance und Geheimhaltungsfragen sehr sorgfältig geregelt werden müssen, wie das Beispiel von Audi (unten) zeigt.
Der wesentlichste Unterschied liegt hier aber neben der Echtzeitkomponente in der weitgehenden Öffnung von bisher geschlossenen Informationsflüssen.
Im vierten Schritt machen wir alles auf und setzen auf vertrauensbildende Maßnahmen
Das kann sich auf die Öffnung von Monitoring-Daten für Hersteller von Maschinen genau so beziehen, wie auf weitgehend offene (interne) Projektdaten in der Cloud.
Schon mal erlebt, dass der Controlling-Sachbearbeiter einen Blog zu den Vertragsbedingungen der Beschaffung schreibt und dafür 35 likes und 20 Kommentare kriegt?
Dass dann der Leiter Beschaffung eine Facebook-Gruppe zum Thema Abnahmeprotokolle in der Autoindustrie einrichtet, in der ein anderer Leiter Beschaffung in der Flugzeugindustrie per Video-Chat Rede und Antwort steht? Nein, noch nicht? Vielleicht gibt’s das schon.
Wir brauchen Digitalisierung also als Grundlage für wirksames, erfolgreiches Management, das überdies die Mitarbeiter in die Entscheidungsvorbereitung und die begleitende Evaluierung einbindet. Doch wie geht das?
Offenbar nur, indem digitale Lösungen dazu beitragen müssen die Komplexität im Alltag deutlich zu reduzieren.