Die Baubranche steht vor einem beeindruckenden Aufschwung, doch um diesen Boom als Chance nutzen zu können, bedarf es einer radikalen Neuausrichtung und einer Verabschiedung von überkommenen Arbeitsweisen. Selbst das Weltwirtschaftsforum (WEF) identifiziert die extrem geringe Produktivität und den hohen CO2-Beitrag der Baubranche als gesellschaftliche Baustelle mit dringendem Handlungsbedarf.
Die Arbeitsproduktivität lag im Baugewerbe 2021 um 4,2 % unter dem Niveau von 1991. Im Verarbeitenden Gewerbe nahm die Produktivität im gleichen Zeitraum hingegen um 90 % zu. In den gesamten 30 Jahren lag die Produktivität im Baugewerbe nur zweimal über dem Niveau von 1991, und zwar 1992 und 2018. Die Bandbreite der Veränderungsraten lag zwischen plus 6,0 % im Jahr 2010 und minus 4,3 % im Jahr 1995. Der Anstieg 2020 von 2,7 % scheint auf Vorzieheffekte (aufgrund der MwSt.-Senkung) zurückzuführen zu sein, der darauffolgende Rückgang 2021 von 3,2 % war somit zum Teil auch dem gegenläufigen Effekt geschuldet.
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In diesem Kontext präsentieren ich das FutureForge-Modell, das auf fünf Schlüsselprinzipien basiert, um Know-how zu bewahren, Mitarbeiter zu begeistern und junge Talente anzuziehen.
1. Wissenstransfer-Schleife:
Erfahrene Mitarbeiter geben ihr Know-how weiter, nicht nur in traditionellen Schulungen, sondern auch durch Mentoring und den Einsatz von „Wissenskatalysatoren“ – leicht verständliche Werkzeuge, die den Wissenstransfer fördern. Gemeinsame Erfahrungen stehen dabei im Zentrum, Simulation, Video oder BIM mit einer Vielzahl an Modellen helfen beim Lernen.
2. FlexFlow-Arbeitsmodelle:
Das Modell fördert flexible Arbeitszeitmodelle, um den unterschiedlichen Bedürfnissen von Jung und Alt gerecht zu werden. Moderne Arbeit ist wie Social Media: flexibel, vernetzt, nicht an feste Orte gebunden und jederzeit zugänglich.
3. Vernetzungs-Zukunftsplan:
Das Zukunftslab setzt auf beständiges und strukturiertes Vernetzen sowie moderne Formen der Problemlösung und Entscheidungsfindung. Hier stehen das Allianzmodell und kooperative, agile Projektvorgehensweisen im Zentrum – die Basis für innovative Lösungen und nachhaltige Entscheidungsprozesse. Meetings müssen Standards und neuronalen Strukturen folgen und Besprechungsergebnisse müssen strukturiert in die Wissenstransfer-Schleifen eingespielt und schnell geteilt werden.
4. Connect-Culture-Netzwerk:
In einer vernetzten Welt ist die Unternehmenskultur wie ein soziales Netzwerk. Trotz aller digitalen Effizienz bleibt der menschliche Austausch unverzichtbar – die Wiederkehr von Betriebsausflug und Weihnachtsfeier im modernen Gewand steht bevor. Führungskräfte sind überwiegend Teamleiter, die Vorgehensweisen ihrer Teamspielerinnen koordinieren, Wissen und Erfahrung vernetzen und Committement ermöglichen
5. Impact-Nachhaltigkeitsinitiative:
Das Modell betont die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung – nicht nur in Datenbanken, sondern im „sozialen Feed“ des Unternehmens. Aufgrund der Taxonomie-Verordnung und der ESG-Richtlinie wird ein nachhaltiges Mindset der Mitarbeiterinnen überlebensnotwendig. Durch den sozialen Feed zwischen Auftraggebern, Auftragnehmern und allen anderen Stakeholdern können die besten Lösungen gefunden werden, die dann zur Marktführerschaft führen und die Mitarbeiterattraktivität sicherstellen können. Moderne IT, agile Prozesse zeigen in Echtzeit die Fortschritte und sorgen so für Lernen, Motivation und extreme Beschleunigung.
6. Agile Zukunft:
Erfolgreiche Unternehmen bringen motivierte, eigenständig handelnde Menschen in einem agilen Netzwerk zueinander. Moderne Projekte sind in Teams organisiert, die sehr schnell analysieren und Entscheidendes agil angehen können. Sie sind Meister der Komplexität, motiviert und wissen selbst am besten, wie unter Einbindung der Stakeholder vorzugehen ist. Diese Teams folgen der Vision einer nachhaltigen Baubranche, die zum Gelingen der Mobilitätswende beiträgt. IT und Digitalisierung unterstützt diese Teams durch Kollaborationstools und notwendige Daten.
Resümee und Ausblick:
Die erfolgreiche Umsetzung des FutureForge-Modells erfordert nicht nur einen kulturellen Wandel, sondern auch gezielte Ausbildungen und den Einsatz digitaler Tools. Schulungen zu agilen Methoden, Vernetzungstechnologien und Nachhaltigkeitsmanagement sind unerlässlich. Digitale Plattformen zur Unterstützung der Kommunikation und Entscheidungsprozesse werden zu essenziellen Bausteinen. Nur durch die gezielte Förderung von Wissen, Fähigkeiten und technologischem Verständnis werden Unternehmen die dynamische Zukunft der Infrastrukturbranche gestalten können. 🚀
