Produktion von Gleisanlagen der Strassenbahn

Anlagenproduktion bei den Wiener Linien

Die Wiener Linien sehen die Anlagenproduktion als erfolgskritische Kernkompetenz die Inhouse gepflegt wird.

Das Strassenbahnnetz der Wiener Linien ermöglicht es rund 300 Millionen Fahrgästen jährlich, in die Arbeit, nach Hause oder sontsowohin zu kommen. Die Wiener Linien erzielten 2019 Umsatzerlöse von rund 584 Mio. Euro (2018) und investieren 2020 inklusive U-Bahn-Neubau rund 368 Millionen Euro in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

Auf 460 Gleis- und 172 Kilometer Betriebslänge, sind rund 1.100 Weichen und Kreuzungen im Netz der Strassenbahn verlegt. 1051 Haltestellen stehen dem Fahrgast zur Verfügung.

Knoten sind das Herzstück der Strassenbahn und bieten Flexibilität.

Im Schnitt beträgt die Lebenszeit eines Straßenbahngleises etwa 20 – 25 Jahre. Die Haltbarkeit hängt dabei stark von der Lage der Schiene ab. Und davon, wie viele Straßenbahnen täglich über die Gleise fahren. Auch hohe Temperaturschwankungen können die Lebensdauer beeinflussen.

Herzstück ist die Oberbauwerkstatt

Für die Planung und Produktion von 100 Meter Gleis benötigt man etwa sieben Tage. Wenn ein Gleisschaden eintritt, können die Wiener Linien innerhalb kürzester Zeit individuell angepasste Austauschstücke liefern. Just In time ist das Um und Auf im städtischen Umfeld.

Tatsächlich aber ist der Anlagenbau nur für einen Teil der Gesamtproduktion verantwortlich. Die Produktion von diversem Oberbauzubehör und der Logistik Dienstleistungsbereich in Form der Schienentransporte haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.

Der jährliche Output liegt bei rund 60 kompletten Weichen Anlagen, vielen Meter Gleis Bögen und den notwendigen Schweissungen. Derzeit wird die Kernkompetenz elektrisches Schweissen, Auftrags- und Reparaturschweissen schrittweise um aluminothermes Schweissen ergänzt, das bisher zugekauft wurde.

Bevor die Rohschienen verarbeitet werden, gelangen sie umweltfreundlich und per Bahn in die Oberbauwerkstätte. Angeliefert werden Vignolschienen für die U-Bahn sowie Straßenbahnschienen. Ausgediente Schienenstränge landen am Schrottplatz. Dank Recycling bekommen sie früher oder später ein neues Leben im Öffi-Netz.

Ein weiteres Aufgabengebiet ist die Durchführung und Überwachung von Verbindungs- und Auftragsschweißungen auf Gleisbaustellen. Um derartige Aufgaben übernehmen zu können, wurden neue Schweißmaschinen und entsprechende Dieselaggregate angeschafft. Zusammen mit einer forcierten Schweißerschulung konnte die Qualität wesentlich erhöht werden. Weiters werden die ca. 1.100 Rillenschienenweichen des Wiener Gleisnetzes instand gehalten und revidiert.

Am Anfang steht die Diagnose

Die Redewendung „Alles läuft wie auf Schienen“ muss daher für die 160 Fachkräfte der Oberbauwerkstätte etwas abgewandelt werden: „Alles läuft auf Schienen“, auf Schienen, Weichen und Kreuzungen, die von Spezialisten hergestellt und instand gehalten werden.

Wie entsteht aber ein neuer Fahrweg bei den Wiener Linien?

Am Beginn der Gleisproduktion steht die Vermessung des Straßenbahngleises vor Ort. Tiefe und Krümmung der Schiene werden genau dokumentiert, damit sich das neue Gleis später nahtlos in den bestehenden Schienenstrang einfügen kann.

Bis eine Schiene zum Gleis wird, muss sie aber einige schweißtreibende Produktionsprozesse durchlaufen: Fräsen, Schneiden, Bohren, Biegen und Schweißen.

Parallel läuft eine übergeordnete Planung aller Gewerke (Traktion, Haltestellen, Bahnhöfe und Werkstätten). Die so abgestimmte Liste an Maßnahmen wird dann noch mit der Stadt und ihren Erfordernissen und Gewerken abgestimmt. Dieser Prozess heisst Baustelle Koordination und wird seitens der Stadt Von Di Peter Lenz koordiniert.

Die Produktion

Wenn der Bauplan freigegeben wurde, alle eisenbahnrechtlichen Genehmigungen vorliegen und die Ausschreibungen mit Bestellungen abgeschlossen sind, dann kann die, bereits parallel koordinierte, Produktions- und Logistikplanung, beginnen.

Die Herstellung kompletter Schienenkreuzungsanlagen ist nur eine der vielfältigen Aufgaben der Oberbauwerkstätte. Diese sind wegen der unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten Unikate und Einzelanfertigungen. Die Arbeitsschritte dabei sind:

  • Schienen und Stahlblöcke werden für die entsprechende Anlage individuell zugeschnitten.
  • Jede Schiene muss auf den jeweiligen Radius millimetergenau gebogen werden.
Bis zu 200 Tonnen wirken in der Biegemaschine auf die Schiene.
  • Die Blockherze und die Flachrille der Schienen werden aus dem Rohmaterial mittels CAM/CNC-Fräsen herausgearbeitet.

  • In der Montage müssen alle Teile verschweißt werden. Bei Vorwärm- temperaturen von 350 °C ist das, speziell im Sommer, kein leichter Job.
  • So sieht die fertige Anlage bei der Endkontrolle aus – danach wird sie in transportfähige Einzelteile zerlegt.
  • Die Anlagenteile werden für den Transport auf Sattelzüge verladen – wenn notwendig als Sondertransport mit einer Breite bis zu 6 m.

Ist ein Gleis fertig, wird die Gleisanlage transportfähig auf Einzelteile á 15 Meter zugeschnitten und auf Sattelzüge geladen. Mitten in der Nacht verlassen die LKW die Werkstätte, um die vier Stunden Betriebspause der Straßenbahn für die Neuverlegung von Gleisen zu nutzen.

Digitalisierung und Werkstatt 4.0

Durch den Einsatz von computergesteuerten Maschinen (Fräsmaschinen, Brenn- und Plasmaschneideanlage) wurde ein Weg eingeschlagen, der bei sämtlichen Neuanschaffungen konsequent fortgesetzt wird: weg von manueller Tätigkeit, hin zur Überwachung maschineller Tätigkeit.

Das ergibt eine Erhöhung der Produktivität und Qualität. Unter diesem Aspekt stand auch die Anschaffung einer Schienenbiege- maschine, die – programmgesteuert – sämtliche Radien und Übergangsbögen selbstständig biegen kann. Auch bei der neu angeschafften Bandsäge wurde auf Programmierbarkeit und Steuerung größter Wert gelegt. Daher müssen die Mit- arbeiter neben einer fundierten handwerklichen Ausbildung auch die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung mitbringen. Die Werkstätte ist nach EN ISO 9001:2008 zertifiziert. Dies wird laufend sowohl von den Wiener Linien intern als auch durch externe Institute auditiert.

Aber nicht nur in Wien liegen Gleise aus der Oberbauwerkstätte. Auch die Gleise für die Straßenbahn in Gmunden und für die Märchenbahn am Linzer Pöstlingberg wurden hier erzeugt.

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