Das Klimapaket der Wiener Linien – was passiert bei der Strassenbahn?

Wien ist die grünste Stadt der Welt. Strassenbahn Typ Ulf im Prater

In dieser Beitragsserie gehe ich den konkreten Fortschritten meines Infra-Teams am Weg zu Zero CO2 nach.

Zahlen, Daten Fakten über das Netz der Wiener Linien

Das Straßenbahnnetz Wiens ist mit einer Betriebslänge von 172 Kilometern das sechstgrößte der Welt. Die Wiener Linien betreiben das größte Verkehrsnetz Österreichs. Es umfasst aussserdem rund 83 Kilometer U-Bahn- und 880 Kilometer Buslinien mit mehr als 5.400 Haltestellen. Da Straßenbahnen und U-Bahnen elektrisch betrieben werden, sind rund 80 Prozent aller Öffi-Fahrgäste elektrisch unterwegs. In meinem Beitrag „Das Milliardenpaket der Wiener Linien“ habe ich die großen Themen zur Erreichung der Klimaziele Wiens im Verkehr skizziert. Das gesamte Portfolio habe ich bereits HIER beschrieben. Die wichtigsten Projekte der Klimawende im Wiener Linien Blog finden Sie HIER

Wiener Linien, Alles über uns

Welche Schwerpunkte setze ich mit meinem Team um das Klimapaket voranzutreiben.

Verjüngungskur für das Straßenbahnnetz

Die Gleise der Straßenbahn werden seit Jahrzehnten kontinuierlich gewartet und erneuert.

2022 werden von meinem Team wiederum fast 10 Kilometer Strecke erneuert um der hohen Gleisalterung massiv zu entgegenzuwirken.

Damit kann die Reisegeschwindigkeit weiter steigen, Langsamfahrstellen werden dauerhaft beseitigt.

Eine tiefgreifende und nachhaltige Sanierung lässt uns in der Zukunft klimaschonender und wirtschaftlicher agieren.

37 Mio Euro werden heuer in mehr als 30 Investitionsprojekten umgesetzt. Weitere zwei Mio Euro investieren wir gezielt in das Schleifen und Profilieren von Schienen.

Damit reduzieren wir Verschleiß, das Rumpeln der Fahrzeuge, das nervige Kurvenquietschen und verlängern die Lebensdauer der Schienen.

Den Straßenbahnfahrweg schlau und zukunftsfit sanieren

Wir suchen die technisch optimale Lösung und den besten Anfangszustand. Damit halten wir die Lebenszykluskosten gering.

  1. Wir screenen den Straßenquerschnitt mit Lastplattenversuchen und Bohrkernen. Damit wissen wir besser, wo wir mit wenigen Verbesserungsschritten das Produkt Oberbau, in eine perfekte Ausgangssituation bringen. Soll ja für die nächsten Jahrzehnte der Befahrung halten.
  2. Mit diesen Daten nehmen wir gezielt Verbesserungen des Ober- und Unterbaus vor. Dafür verwenden wir praktischerweise Recyclingmaterial vor Ort. Das Spart Zeit, Geld und Ressourcen.

Dazu habe ich in einem anderen Blog zur Supply Chain der Wiener Linien schon umfassend berichtet.

Wiener Linien über „Langsamfahrstellen“

Dass es davon derzeit mehr als gewöhnlich gibt, liegt daran, dass viele Kilometer an Straßenbahn-Schienen im Zuge einer „Bau-Hochphase“, zeitgleich zur Errichtung neuer U-Bahn-Linien Ende der 80er- und 90er-Jahre, verlegt wurden, kommentierte Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien, die aktuelle Situation. „Diese Schienen stehen nun alle vor dem Ende ihrer Lebensdauer und müssen erneuert werden – sie sind Verschleißteile..“ Zusätzlich hätten dichtere Intervalle und das hohe Gewicht moderner Zuggarnituren mit ihren Klimaanlagen und elektronischen Steuerungssystemen zu einem Belastungsanstieg für das gesamte Schienennetz geführt.

Vienna.at

Die drei Stoßrichtungen unseres Vorgehens sind dabei:

  1. Die Tragplatte soll künftig aus 100% RC Beton, direkt auf der Baustelle gewonnen, hergestellt werden. Dazu starten wir gerade Umsetzungsprojekte und ein begleitendes Foschungsprojekt mit der österreichischen Bauwirtschaft.
    • Wir werden auch Zemente verwenden, die in ihrer Klimawirksamkeit deutlich reduziert werden.
  2. Wir optimieren die Statik und reduzieren den Bewehrungsanteil schon so weit als möglich.
    • Wir verwenden schon heute in der Bewehrung weniger klimawirksame Materialien (Faserbewehrung) und forschen nach noch besseren Alternativen (Fasermatten usw.)
  3. Wir bringen unsere Schienen am Ende der Nutzungsdauer in hochwertige Materialkreisläufe und reduzieren so den ökologischen Fußabdruck der neuen Schienen noch weiter. Die Dekarboniserung der Stahlerzeugung läuft ohnedies bereits an.
  4. Die Lieferlogistik dahinter muss zwingend über die Bahn laufen. Mehr zur Oberbauwerkstätte der Wiener Linien finden Sie im Wiener Linien-Blog oder meinem Beitrag zur Schienenproduktion.

Klimapionier*innen im Gleisbau

Bei der Gleisbaustelle beim Landstraßer Gürtel setzen wir die CO2-Reduktion auf der Baustelle bereits um.

Zum Einsatz kommen hier z.B. elektrifizierte Baumaschinen wie der Radlader auf der Abbildung unten.

Was schon funktioniert: E-Radlader kann mit Dieselvariante locker mithalten. Beim Bagger reichen Kraft und Ausdauer noch nicht aus.

Der Strom dafür stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern. Unser Ziel ist, künftig noch einen Schritt weiterzugehen und die Energie direkt vor Ort zu erzeugen.

Die Gesichter hinter der Innovation: Lena Radic, Nachhaltigkeitsmanagerin im Baubereich und Michael Banovits , Gleisbauexperte mit nachhaltigen Ansprüchen an das Gleis…

Recycling-Beton künftig wird für die Tragplatten auf jeder Gleisbaustelle eingesetzt.

Nach Klärung der noch offenen Fragen bzgl. Frost- Tausalzbeständigkeit und Befahrbarkeit (RVS-Beton) gehen wir im Erfolgsfall 2025 großflächig in Umsetzung. Tests und Pilotaustellen werden schon 2023 stattfinden. Recycling vor Ort wird dabei einen hohen Stellenwert einnehmen.

Die Eckpunkte unserer Initiative:

  • Verpflichtender Einsatz von e-Baugeräten auf Baustellen
  • Verpflichtender Einsatz von Fahrzeugen / Baugeräten mit elektrischem antrieb oder zumindest in hohen Abgasnormen
  • Verpflichtender Einsatz von Baustrom mit Umweltzeichen 46 (oder gleichwertig)
  • Verbot des Einsatzes von mobilen Stromerzeugungsanlagen mit Verbrennungsmotor; stattdessen sind bei Bedarf entsprechende Alternativen ohne fossile Brennstoffe zu verwenden. Das schließt Photovoltaik auf der Baustelle mit ein.
Photovoltaik nutzen kann einfach sein. Was man zu Hause mit den Balkonmodulen macht, haben die Wiener Linien an der Station Ottakring mit Wien Energie bereits realisiert. Die Baustellen folgen nun mit Kleinmodulen (Foto von Johannes Zinner).

Was verspreche ich mir mit meinem Team davon?

  • CO2 Reduktionen im mittleren zweistelligen Prozentbereich im Bereich Oberbau und Stahl-Beton
  • Weitere Reduktion der CO2-Emissionen auf der Baustelle durch Verzicht auf Diesel
  • Erkenntnisse über das Potential von CO2 Anreicherung des Betons (Carbon Capture Storage)
  • Weitere Effekte in der Supply Chain von Beton, Stahl und anderen Baumaterialien

Mehr über die Wiener Linien in: Alles über uns

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