Von Menschen und Maschinen – Zusammenarbeit nach COVID 1

In meinem Beitrag Digitale Zusammenarbeit habe ich 2017 eine Standortbestimmung zu New Work, Digitalisierung und Enterprise Social Media mit Ausblick auf die Zukunft des Unternehmens versucht. Habe ich die Entwicklung gut getroffen? Ich denke ja, aber entscheiden Sie selbst!

Meine zentrale These lautete sinngemäß, dass Zusammenarbeit künftig vernetzt, in Echtzeit und zwischen Unternehmen, Lieferanten und weiteren Stakeholder offen, transparent und in Echtzeit ablaufen muss.

Digitale Zusammenarbeit, Blog Beitrag 2017

Enterprise Social Media Tools und Hierarchiefreiheit (in nicht Krisenzeiten) erschienen mir in meinem Beitrag „Was vernetzte und Digitale Zusammenarbeit bedeuten“ und damals als wesentliche Erfolgs Faktoren. Die neue Rolle der CEO in dieser Transformation habe ich 2018 im gleichnamigen Beitrag skizziert, inhaltlich bin ich im Beitrag „Netzwerkorganisation, Kommunikation und digitale Tools“ der Sache zu Leibe gerückt.

COVID und die Auswirkungen auf unsere Zusammenarbeit

Im Jahr Eins von COVID haben wir nun mit rasender Geschwindigkeit viele notwendige Digitalisierungsschritte der nächsten Jahre vorweggenommen und sie in einem Aufwaschen gesetzt. Ich habe das kürzlich ausgearbeitet. Man kann dies mit Fug und Recht als Transformation bezeichnen. Wie CEOS damit umgehen sollten, habe ich im Beitrag „Die Herrin im digitalen Haus“ zur Diskussion gestellt.

COVID MIT Lockdown hat hier wie ein Turbo gewirkt, der eine sich abzeichnende Entwicklung massiv beschleunigt hat und bereits erste Resumees erlaubt.

Geschwindigkeit, Daten Konsistenz, Zusammenarbeit, Individualisierung und Skalierbarkeit sind die Arbeitsfelder um am Ball – also Entscheidungsfähig – zu bleiben.

Ich habe daher auf Linkedin eine kurze Umfrage gemacht, wie denn die Kolleginnen die Entwicklung einschätzen.

Umfragestand 2. Februar 2020. Die Antworzahl ist nicht repräsentativ aber, die Verteilung der Antworten zeigt aber ein interessantes Lagebild.

Ich interpretiere die Antworten (mehr davon / Papier und Gespräch) dahingehend, dass die Digitalisierung zwei Entwicklungslinien zeigt:

  • Vollständige Integration der bestehenden und künftigen Systeme und Automatisierung aller Routineabläufe, wie die folgende Abbildung beispielhaft zeigt. Das wird im Controlling zu einer dramatischen Effizienzsteigerung und zu einer starken Veränderung der Aufgaben führen. Diese Effizienzsteigerungen sind zwingend. Das bringt eine völlig neue Qualität von Reports und der zugrundeliegenden Daten. Der Quartalsbericht wird meiner Meinung nach an Bedeutung verlieren. Mit dem Echtzeitanspruch werden zunehmend massgeschneiderte, weit aussagekräftigigere Detail-Reports für echte Steuerung vorliegen.
Integration
  • Die derzeitige extreme Nutzung von Videostreams für Besprechungen wird mEn zu einem neuen Verständnis von Besprechungen führen. Bleiben werden:
    • Arbeitssitzungen bei denen einfache Informationen ausgetauscht oder zB Daten konsolidiert werden, Diese können künftig mit Video und cloudbasierten Daten digital verbleiben.
MS-TEAMS KANÄLE meiner Arbeitsumgebung. Steuerung Themen werden mittlerweile in Teams Kanälen umgesetzt. Damit können viele Akteure in Echtzeit an einer Datenbasis arbeiten. Email ist weitgehend Tabu. Die Abläufe selbst werden zunehmend über MS-Planner beschrieben und somit die Automatisierung zB durch Robots vorweggenommen (Power Automaten). Ergänzt wird dies durch automatisiertes Dashboaedung mit qlik und MS-Power BI.
  1. Die Arbeitssitzung ohne Agenda, mit viel Geplauder am Tagesrand, ohne echte Ziele, wird verschwinden. Niemand hat mehr Zeit dafür. Sie wird ersetzt durch genau definierte Projekt- und Steuerungsmeetings. Was ist denn da der Unterschied zu heute?
Meine MS-PLANNER Einträge zu den Jour Fixes mit meinen Führungskräften. Aufgaben und Ziele können so vernetzt und in Prozess Abläufen zusammengefasst werden. Dokumente sind zentral abgelegt und werden in Workflow- (ELO) und Asset-Systemen symbolisch verlinkt.

Nun, wir treffen uns heute manchmal um uns ein Bild der Lage zu machen, Meinungen und Ansichten auszutauschen. Meetings der Zukunft basieren zunächst auf allen Fakten und exzellenten Daten die wir haben können.

Fakten sind Informationen aus dem Umfeld die uns treiben, zum Beispiel die Stahlpreisentwicklung beim U-Bahnbau, die Auslastung der Baufirmen zu gewissen Zeiten oder die Erfahrungen anderer Betreiber mit bestimmten Schiene Typen oder neuen Fahrzeugtypen.

Exzellenter Umgang mit Daten bedeutet, diese Fakten und interne Daten souverän zu beherrschen, den Aufwand dafür zu minimieren und die Daten gewinnbringend zu nutzen. Die Lösung dafür liegt aber nicht ausschließlich in der IT, sondern es bedarf eines fundierten fachlichen Rahmens, in dem die Daten verstanden und verwendet werden können. Der Kern davon ist auch bekannt als data governance wie die folgende Abbildung zeigt.

Data Gouvernance Modell
Data Gouvernance umfasst drei Dimensionen. Die menschliche ist die vedeutenste, weil durch sie Informationen zu Kontext basierten Wissen und zu Expertise werden. Diese Dimension wird der entscheidende Wettbewerb Vorteil sein. Sie kann sich aber nur entfalten wenn Daten, Technologien und Prozesse hocheffizient, vernetzt und in Echtzeit funktionieren.

Die menschliche Fähigkeit komplexe Probleme kontextorientiert lösen und entscheiden zu können ist aber der Kōrper des ganzen, quasi Herz und Hirn. Es wird für mich und meine Truppe das wesentliche bleiben. Das ist es was wir als New Work verstehen. Ich investiere dafür mehr Zeit in ausführliche und professionell moderierte Workshops, in Coaching und eine Verbesserung unserer Kommunikation an sich. Was das für Managerinnen bedeutet habe ich in „Worauf Management künftig bauen muss“ bereits 2018 aufbereitet.

Was müssen wir also umgehend tun um im Rennen zu bleiben?

  1. Digitalisierung und Vernetzung – auch in die Supply Chain – vorantreiben. Ein gutes Beispiel dazu ist: „Digital findet Stadt – Die Plattform für digitale Innovationen der Bau- und Immobilienwirtschaft wo die Grundlagen für neue Modelle der Zusammenarbeit mit BIM gelegt werden.
  2. Data Excellence Modelle einführen um entscheidungsfähiger zu werden
  3. Routine Jobs automatisieren, mit neuen Methoden agieren Ich habe dazu in meinem Beitrag: „wo stehen wir in der künstlichen Intelligenz“ eine erste Analyse versucht.
  4. Jobs die zum Unternehmenserfolg beitragen mit eben diesen Daten bei Entscheidungen und Risikoabwägungen bestmöglich unterstützen
  5. Für eine neue Art der Zusammenarbeit, des Wissenserwerbs, Lernens sorgen und radikal effektive Meetings etablieren. Letztere sind Fakten basiert und Vertrauen auf exzellente Daten. Im Kernsind sie aber analog, vor allem wenn es um Entscheidungen unter Ungewissheit geht, für die Erfahrung, Empathie und Feedback wesentlich sind.
  6. Systemische Methoden in die Meetings bringen. Mediation, Moderation oder Metaplan über Mural oder Miro, damit Ergebnisse sofort und systematisch aufbereitet zur Verfügung stehen. Teams-Kanäle als Orte des Treffens und Wiederfindens etablieren, Wikis nutzen und Change Prozesse zB mit Organisationsaufstellungen unterstützen.

Warum wir diesen Schritt wagen müssen, habe ich auch schon 2017 festgehalten.

Dirk Helbing hat in der NZZ bereits 2016 folgendes geschrieben, das wir von den Wiener Linien voll unterschreiben, schließlich bauen wir an der Smart City Wien.

Um kreativer zu sein, werden wir mehr ökonomische und politische Freiheiten benötigen als heute. Dank eines neuen Finanzsystems werden sich umwelt- und sozialverträgliches Verhalten lohnen. Eine Sharing Economy und Kreislaufwirtschaft werden es ermöglichen, mehr Menschen eine hohe Lebensqualität mit weniger Ressourcen zu bieten. Es werden sich neue Energiesysteme auf der Basis dezentraler Energieproduktion durchsetzen, wie die Dirk Helbing in der NZZ resumiert.

Dirk Helbing, Professor für Computational Social Science am Department für Geistes-, Sozial- und Politikwissenschaften sowie Mitglied des Informatikdepartments der ETH Zürich. Zitiert aus meinem Beitrag „Digitalisierung ist das Werkzeug für eine bessere Welt
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