Das Milliardenpaket der Wiener Linien für den Klimawandel und der Green Deal der EU

In den vergangenen zwölf Monaten spulten die Öffis rund 78 Millionen Kilometer erfolgreich ab. Hätten unsere Fahrgäste all diese Wege mit dem Auto gemacht, wären rund 550.000 Tonnen CO2 in die Luft ausgestoßen worden.

Menschen in Wien nutzen heute überwiegend U-Bahn, Straßenbahn oder Bus, gehen zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad, dem Scooter oder einem anderen geteilten Fahrzeug. Wir haben viel erreicht.

Um aber den bereits hohen Standard an Nachhaltigkeit noch zu verbessern und vollständig Klimaneutral zu werden müssen die Wiener Linien bis 2030/2040 , weitere Investitionen in Richtung ökologisch nachhaltiger Aktivitäten tätigen. Die Taxonomieverordnung der EU gibt hier zwingende Randbedingungen. Wir setzen im nächsten Jahrzehnt folgende Schwerpunkte, in die wir bis zu 10 Mrd Euro investieren werden. Um vollständige Nachhaltigkeit und Klimaneutralität erreichen zu können. Die Stadt gehört ja Dir.

Mit dem Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen möchte die EU Kommission einen essentiellen Umsetzungsschritt zum Europäischen Green Deal, aber auch zur EU Agenda für nachhaltige Entwicklung leisten. Neben der Einführung eines EU-Ecolabels für Finanzprodukte soll ein umfassendes Klassifizierungssystem (Taxonomie) dabei helfen, sämtliche wirtschaftliche Aktivitäten in Richtung mehr Nachhaltigkeit zu transformieren und grüne Investments anzustoßen.

IBO Blog: EU Taxonomie Verordnung: ein Weg zum Green Deal auch im Immobiliensektor?

Ausbau der U-Bahn, mehr Kapazität und vermiedene Emissionen

Der U-Bahn-Ausbau schafft die Vorraussetzungen um dem Modal Split des MIV auf den Zielwert von unter 20% bringen zu können und das in einer wachsenden Stadt. Er bewirkt dabei ein enorme Wertschöpfung für den Wirtschaftsstandort Wien.

Linienkreuz U2U5

Rund 60 Unternehmen sind am Bau beteiligt, 56 davon stammen aus Österreich und davon 28 aus Wien. Das Investitionsvolumen von 2,1 Mrd. Euro für die erste Baustufe löst eine österreichweite Bruttowertschöpfung von 1,1 Mrd. Euro aus. Insgesamt sichern die erste und zweite Baustufe vom Öffi-Ausbau rund 30.000 Arbeitsplätze.

Das CO2-Einsparungspotenzial vom Linienkreuz U2xU5 liegt bei bis zu 75.000 Tonnen jährlich. Um die gleiche Menge CO2 aufzunehmen, müssten augenblicklich 6 Millionen 30-jährige Bäume in Wien gepflanzt werden. Das entspricht einem Wald so groß wie die Fläche der Bezirke 1–11. Mit dem Linienkreuz U2xU5 erspart sich die Stadt etwa 550 Millionen PKW-Kilometer pro Jahr.

Weiterer Netzausbau der Straßenbahn

Die Wiener Linien erweitern in den nächsten Jahren das Straßenbahn-Netz um mehrere Linien bis über die Stadtgrenze nach Schwechat. Inklusive der bereits realisierten Erweiterung der Linien D und O, will die Stadt Wien bis 2029 bis zu 860 Mio. Euro in den Straßenbahn-Ausbau investieren.

Straßenbahn-Projekte in Planung

Der Ausbau schafft 5.300 Jobs in Wien und 4.300 im Rest von Österreich. Außerdem tragen die Straßenbahn-Projekte mehr als 1 Mrd. Euro zusätzlich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.

Decarbonisierung der Busflotte

Im Süden Wiens entsteht ein Kompetenzzentrum für E-Busse: In Siebenhirten wird eine eigene E-Bus-Garage gebaut werden mit dafür geeigneten Linien für den E-Betrieb. 60 E-Busse werden dort ab 2023 im Einsatz sein.

Im Norden Wiens entsteht hingegen ein Wasserstoff-Kompetenzzentrum in der Garage Leopoldau. Im Mai 2020 war auch schon der erste H2-Testbus im Fahrgastbetrieb unterwegs. Ab voraussichtlich 2023 wird die Linie 39A komplett auf Wasserstoff-Fahrzeuge umgestellt.

Überhaupt konnten wir den Energieverbrauch unserer gesamten Busflotte – trotz Ausbau des Verkehrsnetzes und der damit einhergehenden Erhöhung der gefahrenen Kilometer um rund 28 Prozent – in den vergangenen Jahren um gut ein Viertel senken.

Die Euro-6-Diesel-Busse bleiben zwar das Fundament des städtischen Busverkehrs und werden neu ausgeschrieben, der Fokus in den nächsten Jahren liegt aber auf synthetischem Diesel als klimafreundliche Alternative.

Energie- und Ressourceneffizienz

Darüberhinaus wird laufend in Maßnahmen investiert, die die Energieeffizienz erhöhen.

  • Der Strom für unsere Bims, U-Bahnen und Elektrobusse stammt zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen.
  • Wir verwenden in all unseren Fahrzeugen und Stationen LED-Leuchten. Das spart gegenüber herkömmlichen Leuchtstoffröhren 1,6 GWh Strom – das entspricht dem Stromverbrauch von mehr als 330 Wiener Haushalten.
  • Die Energie, die ein Fahrzeug beim Bremsen durch die Reibung freisetzt, fließt zurück ins Netz. Sie steht dann für andere Fahrzeuge in der Umgebung zur Verfügung, die diese Energie beim Anfahren nutzen.
Break Energy, die U-Bahn als Kraftwerk
  • Wenn sich gerade kein Zug in der Nähe befindet, kommt unser Forschungsprojekt Brake Energy zum Einsatz: Dann wird die Energie der Bremsung nämlich ins hauseigene Wechselstromnetz eingespeist und kann so Rolltreppen, Beleuchtung und Aufzüge mit Strom versorgen. Derzeit gibt es drei solcher Anlagen: bei der U2-Station Hardeggasse, bei der U1-Station Altes Landgut und an der U4 (Ober St. Veit). Weitere solche Anlagen sind in Planung.

Begrünung, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft.

Die besonders umweltfreundlichen und energieeffizienten U-Bahn-Garnituren der Type V können nach Ablauf ihrer Lebensdauer zu 90 Prozent recycelt werden. Auch die neue Straßenbahngeneration Flexity ist so konzipiert, dass sie nach Ende der Lebensdauer – die mehrere Jahrzehnte beträgt – einfach und umweltfreundlich recycelt werden kann.

X-Wagen. Ready for Recycling

In den Waschanlagen für unsere Öffis werden außerdem 90% des verwendeten Wassers mittels Aufbereitungsanlage wiederverwendet.

Die Wiener Linien tragen ihren Teil zu mehr Grün in der Stadt bei: Vorplätze, Fassaden und Dächer von Betriebsgebäuden und Wartehäuschen werden bepflanzt, Platz für neue Grünflächen und Bäume geprüft und geschaffen.

Begrünung ist aktiver Klimaschutz

Auch Gleise werden grüner: Rasen kann in bestimmten Bereichen die Betonplatten der Gleiskörper ersetzen, wie zum Beispiel auf der Linie O im Nordbahnhofviertel oder der D-Verlängerung im Sonnwendviertel. 2022 testen wir an der Simmeringer Hauptstraße ein neues Grüngleis, das mit deutlich weniger Baumaterialien errichtet werden kann.

Die Kosten für die Neuerrichtung eines Grüngleises liegen denn auch um rund 30 Prozent höher als beim herkömmlichen Oberbau der Wiener Straßenbahn. Die Mehrkosten entstehen hauptsächlich durch den unterschiedlichen Aufbau und hängen stark von der Bodenbeschaffenheit und den örtlichen Gegebenheiten ab
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